Überblick über die globale Textilindustrie

Einem aktuellen Bericht zufolge wird der Wert der weltweiten Textilindustrie auf rund 920 Milliarden US-Dollar geschätzt; bis 2024 wird dieser Wert auf etwa 1.230 Milliarden US-Dollar anwachsen.

Die Textilindustrie hat sich seit der Erfindung der Egreniermaschine im 18. Jahrhundert stark weiterentwickelt. Diese Lektion beschreibt die neuesten Textiltrends weltweit und untersucht das Wachstum der Branche. Textilien sind Produkte aus Fasern, Filamenten, Garnen oder Fäden und können je nach Verwendungszweck technisch oder konventionell sein. Technische Textilien werden für eine bestimmte Funktion hergestellt. Beispiele hierfür sind Ölfilter oder Windeln. Konventionelle Textilien dienen in erster Linie der Ästhetik, können aber auch nützlich sein. Beispiele hierfür sind Jacken und Schuhe.

Die Textilindustrie ist ein riesiger globaler Markt, der jedes Land der Welt direkt oder indirekt beeinflusst. Beispielsweise erhöhten die Baumwollhändler Ende der 2000er Jahre aufgrund von Ernteausfällen die Preise, gingen dann aber aufgrund des schnellen Verkaufs aus. Preisanstieg und Knappheit schlugen sich in den Verbraucherpreisen baumwollhaltiger Produkte nieder, was zu geringeren Umsätzen führte. Dies ist ein Paradebeispiel dafür, wie jeder Akteur der Branche andere beeinflussen kann. Interessanterweise folgen auch Trends und Wachstum dieser Regel.

Aus globaler Sicht ist die Textilindustrie ein stetig wachsender Markt, wobei die wichtigsten Wettbewerber China, die Europäische Union, die USA und Indien sind.

China: Weltweit führender Produzent und Exporteur

China ist der weltweit führende Produzent und Exporteur von Rohtextilien und Bekleidung. Obwohl China aufgrund der Coronavirus-Pandemie weniger Bekleidung und mehr Textilien exportiert, behauptet das Land seine Position als größter Produzent und Exporteur. Laut WTO sank Chinas Marktanteil an den weltweiten Bekleidungsexporten von seinem Höchststand von 38,8 % im Jahr 2014 auf ein Rekordtief von 30,8 % im Jahr 2019 (2018: 31,3 %). Gleichzeitig erreichte Chinas Anteil an den weltweiten Textilexporten 2019 einen neuen Rekordwert von 39,2 %. China spielt als Textillieferant für viele bekleidungsexportierende Länder Asiens eine zunehmend wichtige Rolle.

Neue Akteure: Indien, Vietnam und Bangladesch

Laut WTO ist Indien der drittgrößte Textilproduzent mit einem Exportwert von über 30 Milliarden US-Dollar. Indien ist für mehr als 6 % der weltweiten Textilproduktion verantwortlich und hat einen Wert von rund 150 Milliarden US-Dollar.

Vietnam überholte Taiwan und war 2019 erstmals der siebtgrößte Textilexporteur der Welt (8,8 Milliarden US-Dollar Exporte, ein Plus von 8,3 % gegenüber dem Vorjahr). Diese Entwicklung spiegelt auch die Erfolge der Bemühungen Vietnams wider, seine Textil- und Bekleidungsindustrie kontinuierlich zu modernisieren und die lokale Textilproduktionskapazität zu stärken.

Obwohl die Bekleidungsexporte Vietnams (plus 7,7 %) und Bangladeschs (plus 2,1 %) 2019 in absoluten Zahlen zwar schnell wuchsen, blieben ihre Marktanteilsgewinne dennoch recht begrenzt (keine Veränderung für Vietnam, marginaler Anstieg um 0,3 Prozentpunkte von 6,8 % auf 6,5 % für Bangladesch). Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass sich aufgrund von Kapazitätsgrenzen noch kein einzelnes Land als „nächstes China“ etabliert hat. Stattdessen wurden Chinas verlorene Marktanteile bei den Bekleidungsexporten von einer Gruppe asiatischer Länder insgesamt gedeckt.

Der Textilmarkt hat in den letzten zehn Jahren eine Achterbahnfahrt erlebt. Aufgrund von Rezessionen in einzelnen Ländern, Ernteausfällen und Produktmangel gab es verschiedene Probleme, die das Wachstum der Textilindustrie behinderten. Die Textilindustrie in den USA verzeichnete in den letzten sechs Jahren ein starkes Wachstum und wuchs in dieser Zeit um 14 %. Obwohl die Beschäftigung nicht signifikant zunahm, hat sie sich stabilisiert – ein großer Unterschied zu den späten 2000er Jahren, als es zu massiven Entlassungen kam.

Schätzungsweise sind weltweit zwischen 20 und 60 Millionen Menschen in der Textilindustrie beschäftigt. Besonders in Entwicklungsländern wie Indien, Pakistan und Vietnam ist die Beschäftigung in der Bekleidungsindustrie von großer Bedeutung. Die Branche trägt etwa 2 % zum globalen Bruttoinlandsprodukt bei und hat einen noch größeren Anteil am BIP der weltweit führenden Hersteller und Exporteure von Textilien und Bekleidung.

 


Beitragszeit: 02.04.2022